Standard und Verfälschung

Neuer Standard für Bienenprodukte

Die Volksrepublik China ist in den letzten Jahren ganz rasant zum weltweit größten Honigproduzenten aufgestiegen. Sie hat mit ihrer errungenen Wirtschaftsstärke 2018 eine Initiative bei der nichtstaatlichen Internationalen Organisation für Normung (ISO) in Genf gestartet, um einen neuen, aufgeweichten Standard für Bienenprodukte zu schaffen. Dieser neue Standard soll dazu dienen, die weltweit verbreitete Praxis den Bienenvölkern ein Großteil ihrer Arbeit zugunsten größerer Honigausbeute abzunehmen:  Die Honigentnahme aus dem Volk geschieht verfrüht und die Nachbearbeitung des Honigs übernimmt der Mensch zeitsparend in der Lebensmittelindustrie (3)

Der so gewonnene unreife Honig ist zu feucht und gärt, die einsetzende Gärung wird durch das Herausfiltern von Gär-Hefen unterbunden, dann wird mit Wärmezufuhr getrocknet und mit Zuckersirup gestreckt. Das verschafft Wettbewerbsvorteile, erhöht die Produktionsmenge und den Profit ungemein. Die Bienen werden mit ihrer Arbeitsleistung nahezu nur noch auf  das Nektar- und Pollensammeln reduziert

Die wertvollen Inhaltsstoffe des Honigs werden jedoch größtenteils erst während der natürlichen und langwierigen Verarbeitungsprozesse zwischen Einbringen des Nektars und Pollens und der abschließenden Einlagerung des reifen Honigs in die Waben erzeugt. Solche angewandten Betriebsweisen entsprechen keiner wesensgemäßen Bienenhaltung und verletzt deutsche, europäische und internationale Lebensmittelstandards. Diese zweifelhafte „Honigerzeugung“ und Bienenhaltung darf kein neuer Maßstab werden. Hier ist bereits die sich anbahnende „Industrie 4.0“ in der globalisierten Lebensmittelerzeugung und im Welthandel zu erkennen.

In der EU sind in der Vergangenheit vermehrt Importverbote ausgesprochen worden. So durfte z.B. in 2011 aufgrund von Pollen mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) kein Honig mehr aus Argentinien, China und Chile eingeführt werden. Solche Sperren haben große Auswirkungen auf Preise und internationalen Handel, da Kontrakte nicht geliefert werden können (4)

Professionelle Honigverfälschungen

Der Handel erwartet niedrigste Einkaufspreise. Und damit nimmt er in Kauf, dass die Honigverfälschungen so professionell gemacht werden, dass sie mit den etablierten Methoden in den Prüflaboren nicht gerichtsfest nachweisbar sind. Das Wettrennen zwischen  Prüf-Laboren, den Honigfälschern und ihren Auftraggebern ist ganz ähnlich wie beim Doping im Sport. Bei großen Chargen rechnet es sich, viel Aufwand zu treiben, damit alle Laborparameter passen. Daher haben die Honigfälscher meist die Nase vorn. (3) Mitunter auch durch Korruption. Das Nachsehen haben weltweit die ehrlichen Berufsimker, weltweit die Honig-Konsumenten und weltweit die Qualität des Lebensmittels Bienenhonig.

Umso mehr ist zu empfehlen, sich in der Region einen Imker Ihres Vertrauens suchen. Dort kann man sicher sein, das echte regionale Naturprodukt zu erwerben.

Und wer gerne ein exotisches Geschmackserlebnis beim Honig genießen möchte, sollte sich bei fair gehandelten Produkten umschauen.

Jeder entscheidet selbst über die Zukunft unserer Lebensmittel – mit seiner Nachfrage am Markt.

Quellenangabe:

(3)  Walter Haefeker, Honig aus China, Panscherei am Weltmarkt, Fachzeitschrift Biene & Natur 22.12.2020

(4)  Homepage Bundesamt für Ernährung und Landwirtschaft, Imkereiprogramm Deutschland 2020-2022

https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Nutztiere/Imkereiprogramm2020-2022.pdf?__blob=publicationFile&v=2